Kunststoffteile nachfertigen - so funzt das! Ein Erfahrungsbericht!

Ihr kennt das ja inzwischen: Wenn man drei Leute fragt bekommt man vier Antworten. Und Irgendwer kennt irgendeinen...
Also habe ich mich mal wieder selber darum bemüht.

Beim Harry sind die Innenpanelabschlussecken vergammelt. Sie sitzen oben an der B-Säule und haben sich in den Jahren aufgeopfert und Nachfertigungen gibts natürlich mal wieder nicht - wie so vieles beim 1962 Buick Special Convertible.

Also muss man die Teile eben selber Nachfertigen. Es bietet sich an die Ecken aus Kunststoff nachzugießen. Dafür braucht es natürlich eine Gußform. Diese kann man duch Abgießen oder Abformen erstellen. Allerdings braucht man dazu ein möglichst perfektes Original. Tja, ich habe keins.

Daher muß ich erstmal ein Muster bauen. Ich nehme einfach die verbliebenen Original-Fragmente und repariere die erstmal.
Die fehlenden Bereiche habe ich mit 2-Komponenten-Kleber neu erfunden und zurechtgefeilt.

Bei einer ersten Anprobe schaut das schon recht vielversprechend aus.

Das Teil habe ich dann verklebt und verschliffen und zuletzt grundiert. Man sollte sich hier viel Mühe geben um ein möglichst perfektes Muster zu erhalten. Da können schon mal ein paar Stunden draufgehen.

Jetzt geht es an den Formenbau. Aus Legosteinen baut man einen Kasten und füllt den Boden mit Knetmasse. Das Original drückt man dann von oben ein und verschmiert die Kanten. Die beiden Löcher in den Ecken dienen der Passgenauigkeit der beiden Gußformhälften.

Nun wird in den Kasten Silikon gegossen. Silikon gibt es in verschiedenen Shorehärten. Die hier verwendete Härte 18 ist sehr weich und eignet sich gut für die lange Hinterformung. Leider ist das Zeug echt teuer! Angemischt wird es 1:1. Die Komponenten sind unterschiedlich gefärbt, so daß man gut sehen kann ob sie richtig durchmischt sind.

Nach dem Aushärten kann der Kasten umgedreht und die Knete entfernt werden. Die erste Hälfte der Gußform ist fertig.

Wenn sich das Original vom Silikon gelöst hat und mit der Knetmasse entfernt wurde, muss es jetzt möglichst genau wieder auf die Form gesteckt werden. Dann wird alles mit Trennmittel eingeschmiert. Achtung: Nicht zuviel verwenden sonst sind im Nachgießling Spuren davon zu sehen.

Fertig. Ab mit dem Lego. Hmm, das Lego ist nicht ganz dicht. Egal...

Vorsichtig die Hälften auseinandernehmen! Ich habe erst mal einen Test mit Wachs gegossen um festzustellen wo die Entlüftungskanäle hin müssen. Am besten ganz nach oben.

Und jetzt mit richtigem Kunststoff. Epoxid in blau durchgefärbt. Man kann gut die Entlüftungskanäle sehen. Ganz nebenbei: Da der Harry zwei spiegelsymetrische Ecken hat hab ich auch zwei Gußformen gebaut. ;-)

Na? Die Nachfertigungen schauen nach dem Bearbeiten doch aus wie die Originale, oder?

Mensch, das sieht aus als wärs immer so gewesen!

Da die Nachfertigungen sogar sie Schleifspuren der Originale haben sind es eigentlich perfekte Fäschungen. Um das deutlich zu machen ist es üblich die Buchstaben 'FR' schon so in die Gußform zu gravieren, dass sie an den Kopien deutlich zu erkennen sind. Damit werden sie eindeutig als 'Freie Reproduktionen' gekennzeichnet.

So, ich hoffe der Bericht war wieder interessant. Ich bitte um viele Kommentare, Verbesserungsvorschläge und Hinweise..

Euer Idefix