Vergaser überholen

 

"Äääh, der Thunderbird springt nicht an. Kannste da mal grad gucken..."
So fängts ja meistens an! was haben wir den da? Einen 56 Thunderbird mit 312 cui y-block. also erstmal den Luftfilterkasten runter! Einen "Holley"? Huch ist der groß! Der Vergaser von meinem Käferchen ist irgendwie kleiner :-)

Als nächstes mal Zündung an. Wer hat den hier eine elektrische Benzinpumpe eingebaut? (Von der ich nix weis, aber kaum gibt man ein Auto aus der Hand...) Und schon suppts, aber kräftig. SCHWIMMERNADELVENTIL? öhm, nö, wo kommts denn da raus?? Und pullert direkt in die Secondarys?? Kein Wunder, dass der Motor nicht will!
Das Gefummels im Motorraum bockts nicht, also runter mit dem Teil...

Also erstmal ein Manual und einen Reparatursatz organisieren. Hat in Deutschland aber keiner der üblichen Verdächtigen vorrätig. Also in den USA bestellen. Diesmal bei NPD. Eigentlich sollte der Wagen nach Oberhausen fahren - aber das wurde bekanntlich nix! Repsatz kam am Montag danach! *gmpf*

Nachdem ich erstmal die ausführliche Anleitung (30 Seiten!) durchgeackert hatte, habe ich den Vergaser komplett zerlegt. Die Schrauben habe ich nach Abschnitten sortiert, fotografiert und in Schächtelchen getan. Das hilft ungemein beim Zusammenbau! Aufpassen auf diese winzigen Kügelchen! Und gleich mal checken ob die Drosselklappenwellen nicht vielleicht ausgeschlagen sind. Hätte ja garnicht gedacht das ein Vergaser so viele Teile haben kann...

Und das ist der Bösewicht. Die beiden Dichtungen waren Maggi.

Haben die Amis bei der Restaurierung des TB glatt "vergessen" und das "fuel filter screen" fehlt gleich ganz! (Nicht nur das, dazu später mehr.) btw: Weis jemand wo ich das "fuel filter screen" und Düsen für diesen Vergaser einzeln bekomme??
Die Benzinleitung wird unten am Vergaser angeschlossen. Das Benzin wandert innen im Vergaser hoch zum Schwimmernadelventil und zur Kammer. Der Stöpsel verbindet und dichtet (sollte er jedenfalls) die Benzinleitung innen zwischen dem oberen und unteren Vergaserteil und liegt folglich noch vorm Nadelventil. Neue Dichtringe sind im Repsatz!

Ok, wieder zusammenbauen. ABER: Weiss ich ob der Rest stimmt und funzt? Und ausserdem gefällt mir der Vergaser so nicht. Viel zu versifft. Also putzen? Nö, lieber gleich "Sandstrahlen"...

;-)

Sandstrahlen: Als "Sand" habe ich Glasperlen verwendet. Was für 'ne Sauerei! Aber das Ergebnis ist prima! Die "Murmeln" haben nur 0,002 mm im Durchmesser, sind also fein wie Staub! Wichtig: Sämtliche Lager abdecken, damit die nicht mitgestrahlt werden. Sie würden zu rauh und evt. geweitet. Das betrifft auch feste Düsen (wie z.b. beim Solex 28 PCI) und winzigste Kanälchen. Die Glasperlen sind so klein, die rutschen zwischen Lager und Drosselklappenwelle! (Diese also unbedingt ausbauen!!) Und dann sind eben diese schwergängig und die Glasperlen arbeiten sich bei Bewegung ins Material ein. Nochmal: Alles Wichtige zustöpseln und nach dem Strahlen peinlichst genau reinigen! Die Oberfläche wird durch die Glasperlen leicht verdichtet und bekommt ein seidenmattes Finish. Ich steh da voll drauf. Unversiegelt wird das mit der Zeit allerdings wieder dreckig... Wichtig bei Glasperlstrahlen: Nicht zu viel Luftdruck. Ab 6 Bar zerplatzen die microkleinen Perlchen zu atomfeinem Staub - und die Sauerei wird noch mehr...

Damit man die kleinen Schräubchen und Beilegscheibchen überhaupt vernünftig Strahlen kann, habe ich 'was gebastelt. Man kann nämlich mit diesen dicken Gummihandschuhen der Strahlkabinen kaum etwas greifen. Kleine wiederverschließbare Säcke aus Fliegengitter, in die ich die Kleinteile einfülle, sind groß genug um gegriffen werden zu können. Gestrahlt wird halt durchs Gitter durch. Funzt prima! Teile mit loch werden einfach auf einen Draht aufgefädelt und der dann zum Ring vertüddelt. Funzt auch supi!

Nach stundenlanger Strahlerei sieht der ganze Kram richtig neu aus! Und jetzt erstmal stundenlang reinigen. Mit Druckluft und Bremsenreiniger abwechselnd wird man die Perlchen irgendwann los. Nö, so schlimm wars garnicht! Sieht doch schon richtig nett aus.

Von den Döschen hab ich bestimmt über 50 Stück gesammelt. Und von den kleinen Eiersaltat Döschen auch. Sind enorm praktisch...

Und jetzt muss der ganze Haufen wieder sortiert werden...

So, jetzt wird montiert! Ach macht das Spass, wenn alles so schön bereitliegt und so schön sauber ist! Leider fehlen dem Repsatz neue Düsennadeln und der Filter. Und beim Vergleichen der Istwerte der Düsen und Ventile mit den Sollwerten stellt sich heraus, dass es die Amis bei der Restaurierung auch hier nicht so genau nahmen. Aber was solls. Hat ja vorher auch so gefunzt. Also alles einbauen und erstmal den Motor wieder ans laufen bekommen. Was fehlt oder nicht stimmt weis ich ja jetzt und kann in Ruhe auf die Suche gehen und die Teile später ergänzen oder tauschen. Der Vergaser ist ja schnell wieder ausgebaut. Das Zusammenbauen ist recht simpel. Einfach nach der Anleitung alles in umgekehrter Reihenfolge der Demontage montieren. Die Membrane soll man unter Vorspannung montieren und beim Schraubeneindrehen aufpassen, dass man die Membran nicht mit den Schrauben aufdreht. Und bei den Ventilen muss man achtgeben, dass man die richtige Dichtung aus dem Repsatz verbaut. Ob der Vergaser nach dem Zusammenbau noch funzt?

Fertig! Sieht doch richtig gut aus! Und das Beste: Er funzt auch!! Der Motor sprang sofort an! Und das mit der groben Vorjustierung des Vergasers anhand der Anleitung. Na, geht doch!

 

Fazit: TRAUT EUCH DAS SELBER MACHEN!! Ich bitte um Kommentare und Anregungen.

Hab ich was falsch gemacht? Kann man was Besser machen? Hat jemand sowas auch schon gemacht? Los! Schreiben!

 

ps: Im Ultraschallbad wir der Vergaser zwar SAUBER, aber Korrosion und Verfärbungen am Äusseren bleiben, und eventuell verfärbt sich der Zinkdruckguss noch mehr. Dafür sind meist aber alle Kanäle sauber und Verharzungen werden gelöst, und in's "innere" kommt man beim Strahlen so nicht.